Nachhaltiger Konsum am Beispiel Kakao – Wie bringen wir die Verbraucher auf den Geschmack?


Die Diskussionsrunde auf der ANUGA. (Foto: Forum Nachhaltiger Kakao)

Köln, 13.10.15 – Rund 56 Prozent aller Konsumenten wollen ethisch einwandfreie Produkte kaufen, aber noch achten nur 8 Prozent der Verbraucher beim Kauf von Schokolade auf Nachhaltigkeit. Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft müssen ihren Beitrag leisten, dass es für Verbraucher leichter wird, sich für nachhaltige Produkte zu entscheiden, so das Fazit der gestrigen Veranstaltung des Forums Nachhaltiger Kakao e. V. auf der ANUGA in Köln.

Verbraucher möchten heute wissen, wie und unter welchen ökologischen, ökonomischen und sozialen Umständen Rohstoffe erzeugt werden, so
Peter Bleser, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, der die Veranstaltung eröffnete. Für den Verbraucher müsse transparenter werden, was nachhaltiges Wirtschaften konkret bedeute und wie es von den Unternehmen umgesetzt werde, forderte Bleser vor den über 70 Teilnehmern der Veranstaltung.

„Unser Ziel ist es, mittelfristig eine nachhaltige Lieferkette Kakao zu erreichen”, erklärte Wolf Kropp-Büttner, Vorsitzender des Kakaoforums. „Hierzu müssen alle beteiligten Akteure ihren Beitrag leisten. Trotz aller Bemühungen ist noch einiges zu tun. Wir sind jedoch auf einem guten Weg dorthin“. Bereits jetzt stammen 27 Prozent des Kakaos aller in Deutschland verkauften Süßwaren aus nachhaltigen Quellen, bis zum Jahre 2020 soll die 50-Prozent-Marke überschritten sein.

„Wir müssen erreichen, dass Schokolade für Nachhaltigkeit steht“, forderte Friedel Hütz-Adams, stellvertretender Vorsitzender des Kakaoforums. Ingmar Streese von der Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. wies auf eine Studie hin, laut der 56 Prozent aller Verbraucher ethische Produkte kaufen wollen, aber noch achteten nur acht Prozent beim Kauf von Schokolade auf Nachhaltigkeit. Es komme für Verbraucher darauf an, dass die Unternehmen glaubwürdig ihre Lieferketten auf Nachhaltigkeit umstellen, und die Produkte auch im Handel leicht zu finden und klar gekennzeichnet sind.” Aus Sicht von Claudia Ramrath von den Meinungsforschern vom Rheingold Institut sei es für die Verbraucher vor allem wichtig, dass sie ihre Schokoladenprodukte frei von negativem Beigeschmack genießen könnten.

Genau hier setzt das Forum Nachhaltiger Kakao e. V. an, eine Multi-Stakeholder-Initiative, in der sich mittlerweile fast 70 Akteure aus der Kakao- und Schokoladenindustrie, dem Lebensmittelhandel, der Zivilgesellschaft und der Bundesregierung zusammengeschlossen haben. Die Akteure haben sich zum Ziel gesetzt, den Kakaosektor nachhaltiger zu gestalten, dabei insbesondere die Situation der Kakaobauern und ihrer Familien zu verbessern sowie den Anteil an nachhaltigem Kakao in Produktion und Vermarktung zu erhöhen.

Bei den Mitgliedern des Kakaoforums sind die Weichen schon seit Längerem auf Nachhaltigkeit gestellt: Beispielhaft stellten Handels- und Industrieunternehmen im Rahmen der Veranstaltung ihre Nachhaltigkeitsstrategien vor. Andreas Ronken, Vorsitzender der Geschäftsführung der Firma Ritter, erläuterte, wie das Unternehmen unter anderem mit seiner eigenen Plantage in Nicaragua die Versorgung mit nachhaltigem Kakao langfristig sichern und dabei über 300 Arbeitsplätze vor Ort schaffen will.

Florian Schütze von LIDL, Vertreter des Handels, wies auf das firmeneigene Engagement in der Côte d’Ivoire hin. Über den Aufbau einer Landwirtschaftsschule wurden bereits 2500 Trainer in nachhaltigem Kakaoanbau geschult, die ihr Wissen an die Bauern weitertragen.
Er und Dr. Ludger Breloh, REWE Group, hoben hervor, dass ihre Unternehmen im Eigenmarkenbereich komplett auf nachhaltigen Kakao umgestellt hätten. „Das war eine Mammutaufgabe und sie ist uns gelungen“, so Breloh. Die Veranstaltung diente auch dazu, von anderen Sektoren zu lernen. Achim Lohrie von Tchibo erläuterte, dass die Kunden am erfolgreichsten mit einfachen, verständlichen und emotionalen Informationen in direktem Produktzusammenhang für Nachhaltigkeit begeistert werden können.

Sabine Peters-Halfbrodt von Mondelez ergänzte von Seiten der Industrie, dass sich das Engagement nicht nur auf den Bezug von nachhaltigem Kakao beschränke: „Für viele Kakao verarbeitende Unternehmen beginnt verantwortungsvolles Handeln bereits in den Anbauländern. Mit aufwändigen Programmen unterstützen wir Kakaobauern und -bäuerinnen, nachhaltigen Kakao anzubauen und helfen aufstrebenden Kakaoanbaugemeinden in den Ursprungsländern, sich weiter zu entwickeln.“ Es sei wichtig, diese Ansätze für die Verbraucher sichtbarer und verständlicher zu machen, erklärte Peters-Halfbrodt weiter.

Hier setzt auch die Arbeit des Forums Nachhaltiger Kakao an. So hat das erste gemeinsame Projekt PRO-PLANTEURS des Kakaoforums mit Beteiligung der Bundesregierung und der ivorischen Regierung zum Ziel, 20.000 kakaoproduzierende Familienbetriebe und ihre Organisationen zu professionalisieren, ihre Einkommen zu steigern und ihre Ernährungs- und Lebenssituation insgesamt zu verbessern. Das Projekt will dazu beitragen, dass der Kakaoanbau vor allem für junge Kakaobauern und -bäuerinnen wieder attraktiver wird.

Gunther Beger, Abteilungsleiter im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, wies in seinem Schlusswort auf die sozialen und ökologischen Herausforderungen im Kakaosektor hin. Ziel müsse es sein, für rund 40 Millionen Kakaobauern menschenwürdige Lebensbedingungen zu erreichen. Nachhaltigkeit in globalen Lieferketten sei keine Nischenthema mehr, sondern Schwerpunkt der deutschen G7-Präsidentschaft. Er würdigte das Engagement des Forums als ein Paradebeispiel dafür, wie eine Multi-Stakeholder-Partnerschaft für Nachhaltigkeit gelingen kann.