Die Schokoladenprofis bekommen Nachwuchs:
11 Fragen an BDSI-Förderpreis-Gewinnerin Juliana Schröter
Mit einer bereits abgeschlossenen Ausbildung als Süßwarentechnologin an der Zentralfachschule der Deutschen Süßwarenwirtschaft (ZDS) erhielt Juliana Schröter den renommierten BDSI‑Förderpreis als Jahrgangsbeste im dualen Studiengang Lebensmitteltechnologie mit Schwerpunkt Back‑ und Süßwaren‑Technologie an der Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL in Lemgo, mit weiteren Standorten in Detmold und Höxter) und in Kooperation mit der Lindt & Sprüngli AG, Aachen.
Im Schokoinfo‑Interview erzählt sie, wie modernes Handwerk und Forschung in der Süßwarenproduktion zusammenlaufen, was sie an ihrem Job bewegt – und gibt uns Einblick, was an Ausbildung und Studium in der Süßwarentechnologie so spannend ist.
Abb.1: Juliana Schröter
Einstieg & Motivation
Schokoinfo.de: Frau Schröter, was hat Sie ursprünglich zur Ausbildung zur Süßwarentechnologin und zum dualen Studium in der Süßwarenbranche motiviert? Wie kommen Sie dorthin, wo Sie heute sind?
Schröter: Schon früh hat mich fasziniert, wie viel handwerkliches Geschick und Kreativität in der Herstellung von Süßwaren steckt. Am spannendsten war es, vor dem Supermarktregal zu stehen und zu überlegen, wie die ganzen Produkte hergestellt werden. Durch Praktika – sowohl in einer Konditorei als auch in der Industrie – konnte ich erste Einblicke in die Süßwarenherstellung gewinnen und mir war schnell klar, dass ich gern in dieser Branche arbeiten möchte. Ein duales Studium erschien mir da als die ideale Kombination aus Theorie und Praxis.
Schokoinfo.de: Welche Rolle spielt dabei das Unternehmen, bei dem Sie dual studiert haben?
Schröter: Bei Lindt hatte ich die Möglichkeit, das Gelernte in die Praxis zu übertragen und verschiedenste Bereiche im ganzen Unternehmen kennenzulernen. Besonders wertvoll war für mich die fachliche, aber auch persönliche Unterstützung und das stetige Vertrauen. Ich durfte Verantwortung übernehmen, mich ausprobieren und weiterentwickeln.
Studium & Ausbildung
Schokoinfo.de: Wie war Ihr typischer Wochenablauf gestaltet, als Sie das Studium an der TH OWL absolvierten? Waren Sie einige Tage im Betrieb in Aachen und dann wieder in der Hochschule im Lemgo oder funktionierte das in Blöcken?
Schröter: Bei mir war das, aufgrund der Distanz zwischen Aachen und Lemgo, in Blöcken organisiert. Während des Semesters habe ich in Lemgo gewohnt und dort, wie alle anderen Studierenden, an den Lehrveranstaltungen teilgenommen. In den Semesterferien war ich dann ausschließlich im Betrieb. Es gibt jedoch verschiedene Varianten, andere dual Studierende arbeiteten auch während des Semesters einmal wöchentlich im Betrieb.
Schokoinfo.de: Welche Inhalte oder Themen haben Sie an der ZDS und der TH OWL besonders fasziniert, und wie haben diese Ihren Blick auf „Schokolade“ verändert?
Schröter: Besonders spannend fand ich die Module, die einen Bezug zu den Rohstoffen und den daraus entstehenden Produkten hatten, wie Rohstoffkunde und Süßwarenherstellung, aber auch Lebensmittelchemie und Sensorik. Durch die Kombination des gelernten Wissens versteht man, warum bestimmte Prozesse entscheidend für die Produktqualität sind – wie das Conchieren für die Endveredelung der Schokoladenmasse. Dadurch hat sich mein Blick auf Schokolade verändert: Sie ist nicht nur ein Genussmittel, sondern das Ergebnis komplexer Prozesse und zahlreicher Faktoren, die das Geschmackserlebnis so besonders machen.
Schokoinfo.de: Im November 2024 wurde ein neues Labor an der TH OWL eröffnet, was hat es damit auf sich und warum ist das gerade für zukünftige Studierende so wichtig?
Schröter: Das neue Gebäude vereint die Labore der Back- und Süßwarentechnologie sowie der Technologie Protein-basierter Lebensmittel direkt am Campus in Lemgo. Zu meiner Zeit mussten wir im vierten und fünften Semester mehrmals die Woche nach Detmold pendeln, da dort unsere Labore waren. Jetzt haben die Studierenden alles an einem Ort, was die Organisation erleichtert und die Studienqualität verbessert.
Schokoinfo.de: Wie sieht der Praxisbezug im Studium aus?
Schröter: Der Praxisbezug ist wirklich hoch. Wir hatten mehrere Exkursionen zu Lebensmittelherstellern sowie Maschinenbaubetrieben und durften an Fachtagungen teilnehmen. Außerdem gab es Gastvorlesungen aus der Industrie. Die Kombination aus wissenschaftlichem Input und direkten Einblicken in die Praxis war sehr bereichernd.
Forschung
Schokoinfo.de: Die TH OWL und das Max Rubner-Institut (MRI, Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel mit Sitz in Karlsruhe *¹) sind Kooperationspartner, wie hat sich das auf Ihr Studium ausgewirkt, wo kamen Sie in Kontakt?
Schröter: Wir hatten unsere Laborpraktika im Schwerpunkt Back- und Süßwarentechnologie am MRI in Detmold. Dadurch konnten wir das Institut und die Labore kennenlernen, profitierten aber auch vom Fachwissen der dortigen Dozierenden. Besonders im Bereich Backwaren war das eine wertvolle Ergänzung zum Studium.
Abb.2: Die Gewinnerinnen und Gewinner des BDSI Förderpreises 2025
Praxis – technische und kreative Seite
Schokoinfo.de: Sie haben wahrscheinlich alle Produktionsschritte von der Rohstoffaufbereitung bis zur Verpackung am Ende des Prozesses kennengelernt – was war für Sie der spannendste Moment?
Schröter: Ein spannender Moment war für mich der erste Besuch in einer Schokoladenfabrik. Zu sehen, wie aus einzelnen Rohstoffen durch verschiedenste Prozesse eine fertig verpackte Schokolade hergestellt wird, war beeindruckend. Am interessantesten finde ich die Grundmassenherstellung. Dort wird die Basis für die Schokoladenqualität gelegt.
Schokoinfo.de: Gab es einen Moment, in dem Sie im Studium gedacht haben:„Wow, das ist moderne Verfahrenstechnik“?
Schröter: Ja, das war, als ich zum ersten Mal gesehen habe, wie Pralinenpackungen in hoher Geschwindigkeit von Robotern befüllt wurden.
Schokoinfo.de: Wo haben Sie sich kreativ ausleben können? Was hat Ihnen am meisten Spaß gemacht?
Schröter: Besonders kreativ wurde es in meiner Ausbildung: Für die Abschlussprüfung an der ZDS durfte ich eine eigene Praline entwickeln – von der Idee bis zur handwerklichen Umsetzung. Beim Temperieren, Füllen und Dekorieren hatte ich besonders viel Spaß. Das war ein Moment, in dem ich gemerkt habe, wie viel Raum für Kreativität auch in einem technischen Beruf stecken kann.
Ausblick
Schokoinfo.de: Welchen Tipp würden Sie Schulabgängerinnen und -abgänger geben, die sich für eine Ausbildung oder ein Studium im Bereich Süßwarentechnologie interessieren?
Schröter: Neugier, Offenheit und Teamgeist sind wichtig. Wer Lust hat, Neues auszuprobieren und unterschiedliche Bereiche kennenzulernen, ist in der Süßwarenbranche genau richtig. Und vergesst nicht das Verkosten – das gehört dazu und macht diesen Beruf so besonders!
Schokoinfo.de: Liebe Frau Schröter, vielen Dank für dieses Gespräch. Wir wünschen Ihnen alles Gute für die Zukunft.
*¹ Das Max Rubner-Institut ist die Forschungs- und Beratungseinrichtung des Bundes im Bereich Ernährung und Lebensmittel. Aufgabe des Ressortforschungsinstituts im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft ist es, mit hochwertiger Forschung und kompetenter Beratung der Politik wissenschaftliche Entscheidungshilfe zu bieten.
Forschungsschwerpunkt des Max Rubner-Instituts ist der gesundheitliche Verbraucherschutz. Dies beinhaltet Grundlagenforschung ebenso wie angewandte Forschung, praxisnah und ergebnisorientiert in den Bereichen Qualität, Sicherheit und Authentizität von Lebensmitteln, gesunde und nachhaltige Ernährung sowie insbesondere die Ernährung von Bevölkerungsgruppen in spezifischen Lebensphasen mit teilweise besonderen Ansprüchen, wie Kinder und Senioren.
Etwa 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten an den vier Standorten des Max Rubner-Instituts in Deutschland. Der Hauptsitz ist in Karlsruhe; weitere Standorte sind in Detmold, Kulmbach und Kiel lokalisiert. Das Max Rubner-Institut erforscht die ernährungsphysiologischen und gesundheitsfördernden Wirkungen von Lebensmitteln auf den Menschen. Von entscheidender Bedeutung ist dabei die Gesamtbetrachtung der verzehrten Lebensmittel je nach Verarbeitungsgrad und über einen längeren Zeitraum.
Satzung: Die Satzung des Max Rubner-Instituts legt für die Bundesforschungsinstitute im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft folgende Aufgaben fest: „wissenschaftliche Entscheidungshilfen für die Ernährungs-, Landwirtschafts- und Forstwirtschafts- sowie Verbraucherschutzpolitik zu erarbeiten und damit zugleich die wissenschaftlichen Erkenntnisse auf diesen Gebieten zum Nutzen des Gemeinwohls zu erweitern. Im Rahmen dieser Aufgaben sind die Bundesforschungsinstitute wissenschaftlich selbstständig.“
Quelle: https://www.mri.bund.de/de/ueber-das-mri/das-mri/