Kakaoguertel

Der Kakaogürtel


Der Kakaobaum nennt sich lateinisch Theobroma Cacao L. und gehört zur Familie der Malvengewächse. Diese Familie gibt es seit Millionen von Jahren. Sie hat ihren Ursprung in Lateinamerika.

Der Kakaobaum, wie wir ihn heute kennen, kann ausschließlich unter besonderen klimatischen Bedingungen wachsen und Kakaofrüchte tragen. Die Pflanze ist sehr anspruchsvoll: Sie benötigt eine hohe Luftfeuchtigkeit und viel Regen bei möglichst konstant hohen Temperaturen zwischen 25 und 30 °Celsius. Zudem ist der Kakaobaum ein Schattenbaum und benötigt schattenspendende größere Bäume um sich herum.
Zusammengefasst heißt das, dass Kakao am besten in tropischen Regenwäldern, nördlich und südlich des Äquators wächst. Denn nur dort herrschen die beschriebenen Bedingungen. Genauer gesagt liegt der sogenannte Kakaogürtel zwischen dem 23sten Grad nördlicher Breite und dem 23sten Grad südlicher Breite. Der Kakaogürtel ist also ein rund 2.200 Kilometer breites Band, das sich rund um den Globus zieht. Zum Vergleich: Die Luftlinien-Entfernung zwischen Hamburg in Norddeutschland und der Mittelmeerinsel Malta entspricht dieser Distanz.

Kakaoanbau – Zahlen und Fakten

  • 4,5 Millionen Kakaoanpflanzungen weltweit
  • 70 % der Weltkakaoernte stammt aus Westafrika
  • 3 Mio. t Rohkakao werden jährlich in Westafrika produziert
  • Die durchschnittliche Farm-Größe beträgt 2 bis 7 ha
  • Die durchschnittliche Größe einer Farmerfamilie beträgt 5 bis 8 Personen
  • 2.500 Kakaobohnen werden durchschnittlich von einem Baum geerntet

Kakaoanbau – Wo der Kakao angebaut wird


Der Kakaogürtel durchzieht vier Kontinente. In Mittel- und Südamerika, liegt der Ursprung von Kakao.

Schon vor tausenden Jahren nutzten und konsumierten die Ureinwohner Kakao und Trinkschokolade: Der älteste Fundort von Tonscherben, auf denen Kakaoreste identifiziert werden konnten, ist in Santa Ana La Florida in Ecuador. Die gefundenen Reste werden von Experten auf rund 5.000 Jahre geschätzt. Afrika, und hier insbesondere Westafrika, erschien erst Ende des 19. Jahrhunderts auf der Kakaolandkarte. Die Region erweist sich bis heute als besonders fruchtbar, so dass Länder wie die Côte d’Ivoire, Ghana und Nigeria innerhalb weniger Jahrzehnte zu den unumstritten größten kakaoproduzierenden Ländern aufgestiegen.

Folgt man dem Kakaogürtel von Afrika weiter in Richtung Osten, so landet man in Asien, der jüngsten Anbauregion. Länder wie Indonesien oder Vietnam, die bislang für andere landwirtschaftliche Produkte bekannt waren, setzen seit einigen Jahren verstärkt auf Kakao, insbesondere um die Schokoladenwünsche in Asien zu erfüllen. Im kleinen Umfang wird auch in Ozeanien, zum Beispiel in Papua Neuguinea und den Salomon Inseln, Kakao angebaut.

Kakaoanbau in Mittel- und Südamerika


Die Ursprungsregion von Kakao ist heute insbesondere für Edelkakao bekannt. Er wird auch „fine flavor cocoa“ genannt. Diese besonders aromatischen Varianten machen in Anbauländern wie Bolivien, Mexico, Nicaragua, Kolumbien, Peru und Venezuela den Löwenanteil der Kakaoproduktion aus.

Man pflanzt ihn auch in der Karibik an, zum Beispiel in Jamaica oder Trinidad und Tobago. Die gewichtigsten Kakaoproduzenten in Lateinamerika sind Brasilien, Ecuador und die Dominikanische Republik, die ebenfalls zum Teil Edelkakao anbauen.

Vielfalt an Varianten


Mittel- und Südamerika bieten eine große Vielfalt an Varianten. Neben den etablierten Kakaosorten finden sich seltene wie zum Beispiel die Nacional, Porcelana und Chuao, die sich durch einen besonderen Geschmack auszeichnen. Trinitario ist ein Hybridgewächs und erstrahlt in den unterschiedlichsten Farben. Er wird primär in der Karibik angebaut.

 

Fermentierung und Verarbeitung


Die mittel- und südamerikanischen Kakaobauern wenden für die Fermentierung und Verarbeitung und der geernteten Kakaofrüchte eine besondere Technik an. Die frische Pulpe, also die Samen aus der Frucht, werden auf der Farm und in hölzernen Boxen fermentiert. Löcher im Boden sorgen für ideale Luftzirkulation und Drainage.

 

 

Über Thermometer kontrollieren die Farmer die optimale Temperatur. In regelmäßigen Abständen wenden sie die Bohnen, bis sie den für das Aroma wichtigen, optimalen Fermentationsgrad erreicht haben.

Die Trocknung der fermentierten Bohnen erfolgt auf langen Tischen. Dächer schützen vor Regen. Oftmals sind die Trocknungstische in mehreren Ebenen auf Schienen montiert, so dass sie bei Sonnenschein ausgezogen und bei drohendem Regen einfach wieder eingefahren werden können.

Kakaoanbau in Afrika


Durch die Verbreitung der Schokolade stieg die globale Nachfrage nach Kakao gewaltig. Man suchte nach neuen Anbaugebieten und wandte den Blick gen Afrika. Im Jahr 1824 brachten Portugiesen die ersten Kakaopflanzen von Brasilien nach Sao Tomé und Gabun. Der Kakao wuchs dort prächtig und entwickelte sich schnell zu einem wichtigen Exportgut.

Ende des 19. Jahrhunderts verbreitete sich der Kakaoanbau zunächst nach Ghana und Nigeria, ehe im Jahr 1905 in der Côte d‘Ivoire die ersten Pflanzungen angelegt wurden. Bereits in den 1920er Jahren produzierten die afrikanischen Länder mehr als 50 Prozent der gesamten Welternte und überholten die lateinamerikanischen Kakaoproduzenten damit.

Afrika produziert 63% aller weltweit angebauten Kakaobohnen


 

Heute werden in der Côte d’Ivoire und Ghana rund 63 Prozent aller weltweit angebauten Kakaobohnen produziert, insgesamt mehr als 3 Millionen Tonnen pro Jahr. Die Côte d’Ivoire allein erzeugt rund 43 Prozent. Daneben haben sich auch Kamerun und Nigeria als bedeutende Anbauländer etabliert. In kleinerem Maße produzieren Sierra Leone, Benin, Kongo, Sierra Leone, Uganda und Tansania die begehrte Kakaobohne. Für Deutschland sind die wichtigsten afrikanischen Rohkakaolieferländer die Côte d’Ivoire (57 Prozent), Nigeria (19 Prozent) und Ghana (12 Prozent).

Fokus Westafrika


 

Westafrika bietet der Kakaopflanze nahezu perfekte Anbaubedingungen. Primär wird die Sorte „Forastero“ angebaut. Dieser zeichnet sich aus durch ein harmonisches Geschmacksprofil. Seine leuchtenden Früchte sind gefüllt mit weißer oder violetter Pulpe.

Der Kakaoanbau in Westafrika ist geprägt von kleinbäuerlichen Strukturen, mit kleinen Anbauflächen von durchschnittlich zwei bis sieben Hektar. Neben Kakao bauen die Familienbetriebe unter anderem noch Maniok, Bananen oder Ananas an, die auf lokalen Märkten verkauft werden. Die größtenteils schlechte Infrastruktur und das unzugängliche Gelände erschweren die Arbeit.

Auch in Afrika ist Kakaoanbau vor allem Handarbeit. Anders als in Lateinamerika werden die Bohnen mit der Haufen-Methode fermentiert. Dafür wird eine Mulde ausgehoben und mit Bananenblättern ausgelegt. Darauf wird die frische Pulpe gegeben und mit Bananenblättern bedeckt. So fermentieren die Bohnen für vier bis fünf Tage, bis das gesamte Fruchtfleisch vergoren ist. Anschließend trocknen die Bohnen unter der Sonne, im besten Fall auf Trocknungstischen unter freiem Himmel.

Kakaoanbau in Asien


Der Kakaoanbau in Asien ist deutlich jünger als in Amerika und Afrika, erst seit den 1980er-Jahren steigt die Erntemenge signifikant an. Heute wird in Indonesien die drittgrößte Kakao Tonnage weltweit produziert und andere asiatische Länder ziehen nach. Die Philippinen, Indien, Thailand, Vietnam und Malaysia bauen ihre Kapazitäten weiter aus.

In Asien wächst der Hunger nach Schokolade kontinuierlich Jahr für Jahr. Zwar sind die Zuwachsraten im Verhältnis kleiner, angesichts der Bevölkerungsdichte von fast 4,4 Milliarden Menschen ist das Potenzial riesengroß. Diesem Ruf folgen auch die Kakaoproduzenten. Nicht nur für den Export, sondern auch für den eigenen Markt wird hier Kakao angebaut. In Indonesien wird vor allem Criollo gepflanzt. Die roten Samen bergen ein mildes, verwöhnendes Aroma. Zwischen turmhohen Kokospalmen stehen die kleineren Kakaobäume. Diese zwei Pflanzen werden in Symbiose angebaut: Die Palmen spenden dem Kakao Schatten, den er braucht, um zu gedeihen.

 

Kakaoanbau in Australien und Ozeanien


Östlich von Australien, mitten im pazifischen Ozean liegen die Inselgruppen Ozeaniens. Auch in diesen Regionen wird Kakao angebaut, vor allem in Papua Neuguinea, der größten Insel des Verbundes. Mit einer Fläche von mehr als 460.000 Quadratkilometern ist das Land größer als Neuseeland und entspricht in etwa der Größe der Bundesrepublik Deutschland und Österreichs zusammen.

Seit Jahren produzieren die Kakaobauern dort konstante Erträge in Höhe von rund 40.000 Tonnen pro Jahr. Die Kakaobohnen aus Papua Neuguinea gelten als besonders aromatisch und kräftig im Geschmack. In kleinen Mengen wird Kakao außerdem noch auf den Salomon Inseln und den Fidschi Inseln angebaut.

 

Bildnachweise:
Header: BDSI; Bewegtbild „Regenwald“, „Kakaofrucht“, „Fermentationsbox“, „Trocknungstisch“, „Fermentation Asien”: alle BDSI; Fotos „Kakaofrüchte“: Sascha Tischer; Foto „Trocknungstisch“: Sascha Tischer; Fotos „Fermentation“: BDSI.