Beste Süßwaren-Studentin ausgezeichnet

Die preisgekrönte Lebensmitteltechnologin Katharina Jansing im Interview

Jahr für Jahr stellen die Unternehmen der Süßwarenindustrie neue Auszubildende ein. Darunter sind Industrie- oder Bürokaufleute und viele mehr. Ein Berufsbild, das es nur und ausschließlich in der Süßwaren- und Schokoladen-Branche gibt, ist die Ausbildung zum Süßwarentechnologen bzw. der Süßwarentechnologin.

Rund 100 junge Frauen und Männer starten nach ihrem Schulabschluss mit jedem Ausbildungsjahr ihre berufliche Reise in der Welt der Süßwarenproduktion. Je nach der persönlichen Leidenschaft stehen fünf Wahlbereiche zur Auswahl: das Herstellen von Schokoladenwaren- und Konfekt, Bonbons und Zuckerwaren, feinen Backwaren, Knabberartikeln oder Speiseeis. Die Berufsschule findet an der Zentralfachschule der Deutschen Süßwarenwirtschaft e.V. (ZDS) in Solingen statt. Pro Ausbildungsjahr kommen für insgesamt zwölf Wochen die angehenden Süßwarentechnologen aus der ganzen Republik nach Solingen, um ihr Wissen auch außerhalb des ausbildenden Betriebs zu vertiefen. Dabei wohnen sie auf dem Campus der ZDS.

Als Teil ihres dualen Studiums „Lebensmitteltechnologie mit Schwerpunkt Back- und Süßwaren-Technologie“ hat Katharina Jansing bereits im Jahr 2020 ihre zweieinhalbjährige Ausbildung zur Süßwarentechnologin an der ZDS erfolgreich abgeschlossen. Für ihre Leistungen als beste Absolventin für den Jahrgang 2022/2023 in ihrem Studiengang ist Katharina Jansing die Gewinnerin des diesjährigen BDSI-Förderpreises. Sie hat als duale Studentin der Firma Lindt & Sprüngli in Aachen ihr Studium an der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe mit der Note 1,3 erfolgreich abgeschlossen (Bachelor of Science). Eigentlich müsste man von “exzellent abgeschlossen” sprechen, denn sie ist Deutschlands Jahrgangsbeste und wurde dafür vom Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie e.V. (BDSI) ausgezeichnet.

Nach dem Abschluss ihres dualen Studiums hat sie angefangen als Produktentwicklerin bei Lindt & Sprüngli zu arbeiten. Wir hatten die Chance, mit ihr zu sprechen.

 

 

Schokoinfo.de: Frau Jansing, vor Kurzem wurden Sie vom BDSI für Ihre herausragenden Leistungen im Studium ausgezeichnet. Wie kommen Sie zu Ihrer Liebe zu Süßem?

Jansing: Schon als kleines Kind habe ich sehr gerne gebacken und so Süßes lieben gelernt. Gerade bei Süßwaren überzeugt mich die Vielfalt der Produkte, die von Schokolade, über Eis, Kekse, Geleeartikel bis hin zu Bonbons reicht.

Schokinfo.de: Wann haben Sie diesen Weg der Lebensmitteltechnologie für sich entdeckt und was begeistert Sie daran?

Jansing: Zum Ende meiner Schulzeit hin, habe ich beschlossen meine Freude an Lebensmitteln mit meinem Interesse an naturwissenschaftlichen bzw. technischen Fächern zu verbinden. Das Studium Lebensmitteltechnologie schien mir ideal. Mich begeistert die großindustrielle Herstellung von Lebensmitteln. Ich finde es spannend, wie man die Produkte aus der Versuchsküche im großen Maß herstellt.

Schokoinfo.de: Im ersten Teil ihres dualen Studiums waren sie in einer Ausbildung zur Süßwarentechnologin. Welche Voraussetzungen sollten Bewerber und Bewerberinnen Ihrer Meinung nach mitbringen, wenn sie eine Ausbildung zum Süßwarentechnologen starten wollen? Welche Ihrer Eigenschaften hat Ihnen am meisten weitergeholfen?

Jansing: Man sollte in jedem Fall Begeisterung für Süßwaren mitbringen. Damit meine ich nicht nur das „Naschen“, sondern auch das Interesse an den Inhaltsstoffen und der Herstellung. Entsprechend sollte man auch Faszination für Produktionsanlagen und -abläufe mitbringen. Ich denke meine Teamfähigkeit und meine strukturierte Arbeitsweise hat mir am meisten weitergeholfen. Sowohl im Betrieb als auch in der Klasse in der ZDS ist es sehr wertvoll, wenn man gut zusammenarbeitet.

Schokoinfo.de: Der Unterricht der Ausbildung findet zentral bei der ZDS in Solingen statt. Was können Sie davon berichten, wie können wir uns das vorstellen?

Jansing: Alle angehenden Süßwarentechnologinnen und -technologen eines Lehrjahrs aus ganz Deutschland kommen für einen meist vier wochenlagen Berufsschulblock an die ZDS.

In dieser Zeit ist man im dazugehörigen Berufsschulinternat untergebracht. Ich denke gerne an die Filmabende, das Billiard spielen und die Spaziergänge mit meinen Azubikolleg*innen zurück – ein bisschen wie Klassenfahrt. Auf dem Stundenplan stehen unter anderem Ernährungslehre, Qualitätsmanagement, Technik und Süßwarenherstellung. Besonders beliebt ist der Praxisunterricht.

Hier hat man im Technikums-Maßstab die Möglichkeit die Theorie praktisch umzusetzen und kann z.B. Eis, Hartkekse oder Fondant selbst herstellen. Somit bekommt man auch Herstellungstechnologien anderer Süßwarenbereiche, als die im Ausbildungsbetrieb, gezeigt.

Schokoinfo.de: Wenn Sie sich an die ersten Tage der Ausbildung an der ZDS erinnern, wie haben Sie diese empfunden? Wo lagen die Unterschiede zum Studium?

Jansing: Der Schulalltag ist erstmal nichts Unbekanntes gewesen. Doch die neuen Lehrinhalte und vor allem der Praxisunterricht ließen Vorfreude aufkommen.

Der Hauptunterschied liegt in der Eigenständigkeit im Erlernen. In der ZDS wird im Klassenverband unterrichtet und man ist enger betreut. Außerdem wird stehts sehr praxisnah und produktbezogen vermittelt.

Im Studium ist man selbstständiger. Man bekommt einen weitreichenden naturwissenschaftlichen Hintergrund, wodurch einem die Prozesse aber auch die Produkteigenschaften nochmal auf anderer Ebene erklärt werden. Das schafft ein besseres Verständnis der Zusammenhänge.

Schokinfo.de: Ihr Studium war dual und beinhaltete die Ausbildung an der ZDS. Was hat für Sie für ein duales Studium gesprochen?

Jansing: Ein duales Studium hat mich dahingehend überzeugt, dass ich schon während des Studiums Einblicke in das Berufsfeld und die Industrie gewinnen kann. Insbesondere durch die Ausbildung zur Süßwarentechnologin konnte ich ein umfangreiches Wissen über Süßwaren erwerben, habe Produktionsanlagen kennengelernt und auch handwerkliches Geschick durch die Entwicklung einer eigenen Praline in der Abschlussprüfung erworben.

Im Studium konnte ich von dem dualen System profitieren, da ich bereits ein gutes Grundverständnis eines lebensmittelproduzierenden Konzerns hatte. Dies hat unter anderem bei Fächern wie BWL und Qualitätsmanagement geholfen. Insgesamt konnte ich das duale Studium den Praxisanteil meines Studiums stark erhöhen. Das war sehr zum Vorteil, da auch durch Corona die Praxisanteile im Studium weiter eingeschrumpft wurden.

Schokoinfo.de: Im Studium hatten Sie Fächer wie Sensorik oder Lebensmittelchemie – Was kann man sich darunter vorstellen?

Jansing: Sensorik ist eine Disziplin, bei der mit Hilfe der menschlichen Sinne Produkte bewertet werden. Sensorik findet in der Produktentwicklung Anwendung, ist aber auch ein Element der Qualitätssicherung. Im Studium lernt man wie die menschlichen Sinne funktionieren und wie sie als Messinstrument einsetzbar sind. Außerdem lernt man wie man sensorische Tests durchführen kann und sie richtig statistisch auswertet, um z.B. eine Aussage darüber treffen zu können, welches Produkt besser schmeckt.

Im Fach Lebensmittelchemie betrachtet man die chemische Zusammensetzung von Lebensmitteln bzw. den chemischen Aufbau der einzelnen Inhaltsstoffe. Im Praktikum zu der Vorlesung lernt man ausgewählte Lebensmittelanalysen.

 

Die Produktion von Schokolade, ein Hahn gießt flüssige Schokolade in eine Tasse

 

Schokoinfo.de: Aus Sicht junger Süßwarenliebhaber: Haben Sie noch einen Tipp für die Bewerbung für ein solches duales Studium?

Jansing: Wenn man Freude an Lebensmitteln und Interesse an Produktionsprozessen und der Mitarbeit in der Produktion hat, lohnt es sich auf jeden Fall sich für das duale Studium Lebensmitteltechnologie zu bewerben. An Tipps kann ich mitgeben, dass es viel hilft Eigeninitiative zu zeigen, dass man die Bereitschaft viel zu lernen und mitanzupacken mitbringt und Spaß an immer neuen Aufgaben hat.

Schokoinfo.de: Wie hat sich Ihr Verhältnis zu Schokolade durch die Ausbildung und das Studium gewandelt? Haben Sie einen Perspektivwechsel zu einem bestimmten Thema gehabt?

Jansing: Mein Verhältnis zu Schokolade hat sich insofern verändert, dass ich Schokolade vor dem Essen stets erstmal unter die Lupe nehme. Aber trotz der „Professionalität“ genieße ich Schokolade immer noch wie jede*r andere.

Ein Perspektivwechsel liegt auf der Hand: Vor Beginn des dualen Studiums hatte ich nur die Sicht des Konsumenten auf Süßwaren. Nun ist auch die Sicht des Produzenten hinzugekommen und damit auch ein ganz neuer Blick die Produkte. Es steckt so viel Know-how hinter jedem Produkt und dem dazugehörigen Herstellungsprozess, worüber man sich vorher beim Naschen wenig Gedanken drüber gemacht hat.

Schokinfo.de: Nachdem Sie ja bereits die Ausbildung abgeschlossen haben, und im Studium dual studiert und gleichzeitig in dem Bereich gearbeitet haben: Was begeistert Sie am Beruf der Lebensmitteltechnologin?

Jansing: Mich begeistert am Beruf der Lebensmitteltechnologin, dass man mit seinem Wissen über die Rohstoffe und die Herstellungsprozesse den gesamten Wertschöpfungsprozess eines Lebensmittels begleiten kann.

Am spannendsten finde ich es Produkte von der Idee, über die Entwicklung im kleinen Maßstab bis auf die großindustrielle Produktionsanlage zu begleiten.

Schokoinfo.de: Haben Sie eine Lieblingsschokolade? Hatten Sie eine andere vor der Ausbildung und falls ja, warum hat sich das geändert?

Jansing: Ich mag am liebsten Schokolade mit sehr hohem Kakaogehalt und weiße Schokolade mit Frucht. Das hat sich mit der Ausbildung auch eher gefestigt. Insgesamt bin ich, was Schokolade anbelangt, aufgrund meines Arbeitgebers sehr verwöhnt.

Schokoinfo.de: Liebe Frau Jansing, vielen Dank für dieses Gespräch. Ich wünsche Ihnen alles Gute für die Zukunft.

 

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Bild 1: © Verena Günther/BDSI
Bild 2: © BDSI