Die Zentralfachschule der Deutschen Süßwarenwirtschaft (ZDS) ist eine führende Bildungseinrichtung der deutschen Süßwarenwirtschaft, die seit vielen Jahren Fachkräfte in der Süß- und Lebensmittelindustrie ausbildet. Seit 2017 wird die Schule von Frau Ulrike Medicke geleitet, einer Diplom-Ingenieurin der Lebensmitteltechnologie und erfahrenen Dozentin für Lebensmitteltechnologie, Produktionsverfahren, Qualitätssicherung und Berufspädagogik.

Unter ihrer Leitung bietet die ZDS eine praxisorientierte Ausbildung, die auf modernste Technik und enge Zusammenarbeit mit der Industrie setzt. Im Interview erläutert Frau Medicke, wie die ZDS durch innovative Lehrmethoden und einen starken Fokus auf Nachhaltigkeit zukünftige Expert:innen hervorbringt, die die Süßwarenbranche entscheidend prägen werden.

Frau Medicke, können Sie uns einen kurzen Überblick über die ZDS geben? Was macht die ZDS so besonders? Was sind die Hauptziele Ihrer Institution, und wie lange gibt es die Schule bereits?

​Die Zentralfachschule der Deutschen Süßwarenwirtschaft (ZDS) ist die einzige Berufsschule in Deutschland, die sich insbesondere auf die Ausbildung für die Süßwarenbranche spezialisiert hat – und das seit über 70 Jahren. Dieser einzigartige Fokus macht uns zu einer zentralen Bildungsinstitution für die Branche.

Die dualen Ausbildungsberufe stehen im Mittelpunkt unserer Arbeit. Exklusiv an der ZDS kann der Ausbildungsberuf des Süßwarentechnologen erlernt werden. Darüber hinaus bieten wir zwei weitere duale Ausbildungsberufe sowie praxisorientierte Weiterbildungen für Fach- und Führungskräfte an. Was die ZDS besonders macht, ist unsere moderne technische Ausstattung: Wir können sämtliche Prozesse zur Herstellung von Schokolade, Backwaren, Bonbons und Speiseeis praxisnah simulieren. Von der Rohstoffkunde über Produktionstechnologien bis hin zu Managementthemen bieten wir eine tiefgehende, praxisorientierte Ausbildung. Wir möchten so praxisnahe Wissensvermittlung, die Förderung von Innovationen und eine enge Zusammenarbeit mit der Industrie fördern und die innovative Süßwarenindustrie von Morgen gestalten und sichern.

Die ertstehung einer Hohlfigur

Bild: Luftaufnahme der Zentralfachschule der Deutschen Süßwarenwirtschaft

Die Ausbildung in der Süßwarenwirtschaft ist sicherlich sehr vielseitig. Welche Ausbildungsgänge und Spezialisierungen bietet die ZDS an, insbesondere im Bereich der Schokoladenherstellung?

Wir bieten ein breites Spektrum an Ausbildungsgängen an, darunter Fachkraft für Lebensmitteltechnik, Maschinen- und Anlagenführer in der Lebensmittelindustrie sowie den dualen Ausbildungsberuf des Süßwarentechnologen als Bundesfachschule. Im Weiterbildungsbereich bieten wir Industriemeisterqualifizierungen und berufsbegleitende Abschlüsse an. Für Fach- und Führungskräfte haben wir zahlreiche Seminare und Workshops zu Rohstoffen, Herstellungstechnologien, Qualitätssicherung, Sensorik und aktuellen Trends. Im Bereich der Schokoladenherstellung vermitteln wir spezifische Fachkenntnisse, z. B. die Herstellung von Kakaomassen durch Brechen, Rösten und Mahlen der Kakaobohnen. Weitere Schwerpunkte sind das klassische Schokoladenherstellungsverfahren, einschließlich Vermahlen, Conchieren, Formgebung und Veredelung. Außerdem lehren wir moderne, alternative Verfahren zur Schokoladenherstellung und stellen verschiedene Produktionssysteme vor, mit denen sich vielfältige Schokoladenmassen herstellen lassen.

Schokolade hat eine lange Tradition, und obwohl sie heute meist industriell hergestellt wird, gibt es immer noch handwerkliche Elemente in der Ausbildung. Welche wesentlichen Innovationen oder Entwicklungen haben Sie in den letzten Jahren in der Ausbildung oder in den industriellen Produktionsprozessen von Schokolade beobachtet, die den Lernprozess der Auszubildenden beeinflussen?

Die Schokoladenherstellung ist ein faszinierendes Zusammenspiel aus Tradition und Innovation. In den letzten Jahren haben technologische Fortschritte wie die Entwicklung von Temperiermaschinen und automatisierter Produktionslinien die Effizienz und Qualität in der Herstellung deutlich verbessert. Gleichzeitig bleiben handwerkliche Kenntnisse, etwa für die Pralinenherstellung, von großer Bedeutung. Unsere Studierenden lernen von unseren praxiserfahrenen Lehrkräften, wie man modernes Fachwissen und traditionelle Fertigkeiten optimal kombiniert.

 

Die Schokoladenherstellung ist ein faszinierendes Zusammenspiel aus Tradition und Innovation” – Ulrike Medicke

Wie integriert die ZDS moderne Technologien in die Ausbildung? Gibt es spezifische Maschinen oder digitale Tools, die heute als unverzichtbar gelten?

​An der ZDS setzen wir täglich moderne Maschinen und digitale Tools ein. Unsere Schulungsräume sind mit neuester Lehrtechnik ausgestattet, und die Auszubildenden arbeiten mit Tablets sowie dem ZDS-eigenen Lernmanagementsystem, das sie gezielt auf moderne Arbeitsweisen vorbereitet.

Die Vermittlung von Medienkompetenz spielt eine zentrale Rolle in unseren Lehrplänen. Hier lernen die Auszubildenden nicht nur den Umgang mit Hard- und Software sowie KI-Tools, sondern auch die kritische Bewertung von Informationen. Darüber hinaus erhalten sie praktische Erfahrung mit State-of-the-Art Gieß- und Temperiermaschinen, um optimal auf die Anforderungen der Industrie vorbereitet zu sein.

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Nachhaltigkeit ist in der Lebensmittelproduktion ein großes Thema. Inwieweit wird dieser Aspekt in Ihre Ausbildungsprogramme integriert, insbesondere im Hinblick auf die Beschaffung und Verarbeitung von Kakao?

Nachhaltigkeit ist ein zentraler Bestandteil unserer Ausbildung. Wir integrieren zum Beispiel ökologische und soziale Aspekte der Kakaobeschaffung in unsere Lehrpläne und setzen auf energieeffiziente Produktionsmethoden. Außerdem schulen wir unsere Auszubildenden in Rückverfolgbarkeit und nachhaltigen Verpackungslösungen.

 

„Nachhaltigkeit ist ein zentraler Bestandteil unserer Ausbildung” – Ulrike Medicke

Welche Trends sehen Sie derzeit in der Süßwarenindustrie, insbesondere bei Schokolade und Schokoladenprodukten wie Pralinen und Co.? Wie bereiten Sie Ihre Studierenden auf diese Trends vor?

Personalisierte Produkte, spezielle Füllungen oder ungewöhnliche Formen spielen aktuell eine sehr große Rolle, ebenso wie vegane und nachhaltig produzierte Schokoladen. Unsere Auszubildenden bereiten wir darauf vor, indem wir ihnen das notwendige technische Wissen sowie kreatives Denken für die Entwicklung innovativer Rezepturen und Produkte vermitteln.

Gibt es Kooperationen mit der Industrie oder anderen Bildungseinrichtungen, von denen Ihre Studierenden profitieren? Können Sie ein Beispiel nennen?

Ja, wir arbeiten eng mit renommierten Unternehmen der Süßwarenindustrie und mit verschiedenen Bildungseinrichtungen zusammen. Zum einen sind es unsere Mitgliedsunternehmen und Institutionen, wie z.B. die Stiftung der Deutschen Kakao- und Schokoladenwirtschaft, deren Unterstützung und enge Zusammenarbeit es uns ermöglichen, modernste technische Ausstattung zu nutzen. Zum anderen pflegen wir Kooperationen mit vier Hochschulen, sowohl bei der Durchführung dualer Studiengänge als auch im Wissenstransfer. So vermitteln zum Beispiel Gastvorlesungen von Dozenten der Hochschule Niederrhein unseren Studierenden neueste wissenschaftliche Erkenntnisse im Bereich des Prozessmanagements.

Wie hat sich das Berufsbild eines Schokoladenherstellers oder Süßwarentechnologen im Laufe der Jahre verändert? Welche neuen Anforderungen werden heute an die Fachkräfte gestellt?

Das Berufsbild des Süßwarentechnologen hat sich in den letzten Jahren erheblich gewandelt. Digitale Kompetenzen, technisches Verständnis und die Fähigkeit, Produktionsprozesse zu optimieren, sind heute entscheidend. Die Fachkräfte der Zukunft müssen die gesamte Wertschöpfungskette verstehen und in der Lage sein, moderne Produktionssysteme zu bedienen.

 

„Unsere Studierenden lernen von unseren praxiserfahrenen Lehrkräften, wie man modernes Fachwissen und traditionelle Fertigkeiten optimal kombiniert.“ – Ulrike Medicke

Neben der praktischen Ausbildung: Wie wichtig ist der theoretische Unterricht bei der ZDS, und wie wird das Gleichgewicht zwischen Theorie und Praxis gewahrt?

 Der theoretische Unterricht ist genauso wichtig wie die praktische Ausbildung. Unsere Studierenden erhalten fundiertes wissenschaftliches Grundlagenwissen, das sie benötigen, um komplexe Prozesse zu verstehen und Problemstellungen kompetent zu lösen. Gleichzeitig legen wir großen Wert auf die Anwendung des theoretischen Wissens in praktischen Übungen. Auf der Basis der Grundlagen können Innovationen entstehen – in der Praxis mit der Theorie als Werkzeug.

Bild: Hörsaal der ZDS

 

Wie sehen Sie die Zukunft der Schokoladenherstellung in Deutschland? Welche Herausforderungen und Chancen sehen Sie für die nächste Generation von Fachkräften?

Die deutsche Schokoladenindustrie steht aktuell vor Herausforderungen wie der Rohstoffbeschaffung, dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz und der wachsenden Nachfrage nach nachhaltigen Produkten. Gleichzeitig bieten technologische Fortschritte, wie die Nutzung künstlicher Intelligenz, neue Möglichkeiten für innovative Produktentwicklungen und effizientere Produktion. Die nächste Generation von Fachkräften spielt eine Schlüsselrolle, um zukunftsweisende Lösungen für den Markt zu entwickeln, die im Einklang mit jeglichen ökologischen Richtlinien stehen.

Zum Abschluss: Welche Ratschläge würden Sie jungen Menschen geben, die eine Karriere in der Süßwarenwirtschaft anstreben? Was sollten sie mitbringen, um erfolgreich zu sein?

Ich rate jungen Menschen, die eine Karriere in der Süßwarenwirtschaft anstreben, Neugier und Leidenschaft für Lebensmittel mitzubringen. …Und dann gestaltet die Süßwarenregale von Morgen!… Die Branche bietet eine einzigartige Kombination aus Handwerk und Technik. Ein Verständnis für Prozesse, Technik und die Offenheit für Innovationen sichern dabei den langfristigen Erfolg.

Vielen Dank für dieses Gespräch Frau Medicke!

Bild: Ulrike Medicke, Schulleiterin der ZDS

 

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